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Pflege in Deutschland: Professionalisierung, Qualifizierung – und doch kein Ziel in Sicht?

26. April 2021

In einem Artikel, der zum Nachdenken anregt, haben die Pflegewissenschaftlerinnen Angelika Zegelin und Gabriele Meyer ihren Standpunkt zum Thema Trivialisierung der Pflege deutlich gemacht. Dabei nicht außer Acht, lassen sie den politischen Aspekt, wodurch noch immer „die gute, überarbeitete Schwester Hildegard“ repräsentativ in der Gesellschaft zu Wort kommt, hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen, Pflegewissenschaftler etc. allerdings selten zu ihrer Meinung befragt werden. So auch aktuell während der Corona-Pandemie. Mehr denn je ist es an der Zeit, komplexe Versorgungsbedarfe nicht von außen auferlegt zu bekommen, sondern die Zukunft der Pflege selbst in die Hand zu nehmen. Von Sarah Micucci 26 04 2021

PflegeDeutschland

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Pflege – unpolitisch und ohne Zielsetzung

„Pflege ist – zumindest in Deutschland – eine weitgehend unpolitische, schicksalsergebende und amorphe Gruppe ohne Definition ihrer zentralen Zielsetzung(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)“. Klare Worte der Pflegewissenschaftlerinnen, welche auf die aktuelle Lage der Pflege in Deutschland aufmerksam machen sollen. Denn trotz wachsender Qualifizierungsmöglichkeiten, insbesondere im hochschulischen Bereich, macht es doch noch immer den Anschein, dass Pflegen ein besonderes Phänomen in sich birgt. Nämlich die Tatsache, dass viele Gruppen der Meinung sind sich bestens in diesem Arbeitsfeld auszukennen, und dementsprechend ein Mitspracherecht, auch ohne pflegerische Ausbildung, als gerechtfertigt ansehen. Eine nicht zeitgemäße Vermischung des Pflegebegriffs an sich (die Großeltern pflegen, die kranken Kinder pflegen, sich selbst pflegen, die kranke Katze pflegen etc.) und der Profession Pflege, führen noch immer dazu, dass nicht nur die Gesellschaft an sich, sondern auch viele Berufsgruppen ein Recht darin sehen, in der Öffentlichkeit zum Thema Pflege mitzureden. Hierdurch können nur allzu schnell falsche Bilder entstehen. So z.B., dass berufliche Pflege mit dem Pflegen von Angehörigen oder der pflegerischen Unterstützung von osteuropäischen 24-Stunden-Kräften gleichgesetzt wird („Na, wenn die das können, kann das ja nicht so...“). Was hierdurch tragischer Weise entsteht, ist die Tatsache, dass einer der wichtigsten Sektoren im Gesundheitssystem, noch immer nicht die Macht besitzt durch eigene Reihen in die Öffentlichkeit zu treten und mit entsprechendem Know-How, wissenschaftlich fundiertem Hintergrund und Sprechfähigkeit die Pflege zu vertreten.

Viele Experten ohne pflegerischen Hintergrund

Als jüngstes Beispiel einer mangelnden Beteiligung beruflich Pflegender und Pflegewissenschaftler an wichtigen Ereignissen, wie Entscheidungsgremien, ist z. B. die internationale Kommission für Pandemieforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu nennen. Während zahlreiche Professionen sich dort zu Wort melden, bleibt eine Vertretung durch die Pflegewissenschaft mal wieder aus. Hauptsache wir sind für Euch da, während ihr für uns Zuhause bleibt – fleißige Bienchen ja, kluge Köpfe – naja, muss nicht sein. Die Pflegewissenschaftlerinnen führen weiter auf: „Im öffentlichen Diskurs über die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben sich über die Situation in der Pflege viele Expert*innen aus der Virologie, Epidemiologie, Ärzteschaft und Politik geäußert. Die Stimme der Pflege hingegen fand keinen nachhaltigen Eingang in die Diskussionsrunden. Vermutlich wurden die zu erwartenden Beiträge von Pflegefachpersonen und Pflegewissenschaftler*innen als zu gewöhnlich erachtet(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)“. Wie schon erwähnt – ein Phänomen unseres Berufes, welches in solchem Ausmaß kaum in einem anderen Arbeitsfeld vorstellbar ist.

Pflegepraxis und -wissenschaft – Einfluss durch Verbindung

Eine teils noch immer nicht überwundene Hürde scheint der Disput zwischen der praktisch ausgeführten Pflege und der Pflegewissenschaft zu sein. Akademische Werdegänge werden von Pflegenden mitunter noch skeptisch gesehen. Meist in Bezug darauf, dass hierdurch „die Realität“ der Pflegepraxis aus den Augen verloren geht, und Theoretikern die Kompetenz abgesprochen wird diese beurteilen zu können. Dabei kann genau in dem Zusammenhalt zwischen Wissenschaft und Praxis die Stärke einer Profession liegen, welche es nicht nötig hat sich durch andere Berufsgruppen vertreten zu lassen. „Komplexe Versorgungsbedarfe wie sie auch unter nicht-pandemischen Bedingungen bestehen, erfordern hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen.“ So die Pflegewissenschaftlerinnen Zegelin und Meyer. Einig sind sie sich ab er auch darüber, dass ein qualifizierter Eindruck der Pflegepraxis dabei unabdingbar ist. Dennoch: Entscheidende Positionen sollen zukünftig von der Pflege für die Pflege übernommen werden. Natürlich ist dabei nichts gegen eine interdisziplinäre Arbeit mit diversen Meinungsbildern auszusetzen. Aber das Wort für die Pflege ergreifen – bitte aus den eigenen Reihen!

Und vielleicht gehören dann auch Szenarien wie die Folgende der Vergangenheit an:

„Und was machen Sie?“

„Ich studiere Pflegepädagogik.“

„Ach, was es nicht alles gibt!“

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

SarahMicucci

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