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Pflegen in Extremsituationen

17. Juli 2020

Januar 2020 – in Deutschland erfolgt die erste Registrierung eines an Covid-19 erkrankten Patienten. Von jetzt an gibt es kein Zurück: Die Pandemie hat Deutschland erreicht. Damit verbunden sind zahlreiche neue Herausforderungen. Kliniken rüsten um, und Mitarbeiter von Normalstationen werden quasi über Nacht zu Fachpersonal für Covid-19-Überwachungsstationen. Von Sarah Micucci

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Der Umgang mit Krisenerfahrungen und einer neuen Form der Belastung

Die Folgen zeigen sich einerseits in Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber besagten Mitarbeitern. Eine Form der Anerkennung, wie sie nur selten in Deutschland publik gemacht wurde, sowie auch ein Zusammenhalt innerhalb der beteiligten Berufsgruppen sind zu verzeichnen. „Es zeugt von einem großen Engagement der beteiligten Berufsgruppen, wie sie sich gegenseitig in Krisenzeiten unterstützen“, äußert Franz Wagner(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet), Präsident des Deutschen Pflegerats und Sprecher der Bundeskammer.

Phsychische und emotionale Belastung für Pflegekräfte im Berufs- und Privatleben

Doch neben diesen positiven Aspekten, zeigen sich immer mehr die belastenden Auswirkungen bei Menschen, die täglich auf Tuchfühlung mit der aktuellen Covid-19-Pandemie gehen. Studien belegen schon lange, dass insbesondere Pflegefachpersonen eine Risikogruppe für psychische Belastungen darstellen. Corona scheint diese Belastungen auf ein Neues Level zu bringen. Bisher unbekannte Stressoren, Risiken und Herausforderungen bringen viele Pflegende physisch und psychisch an ihre Grenzen und offenbaren eine neue Form der Belastung.

Die täglich bekannte Arbeitsroutine, welche für viele Mitarbeiter eine gewisse Form der Sicherheit im eh schon kräftezehrenden Arbeitsleben darstellt, scheint für viele Pflegefachpersonen plötzlich nicht mehr vorhanden. Stattdessen ist damit zu rechnen, dass vor allem bei Pflegenden, die nah am Patienten arbeiten, folgende Reaktionen auftreten können: Zum einen die Angst selbst zu erkranken und Familie und Freunde anzustecken.

Dies beinhaltet eine Form der Hilflosigkeit, Angehörige und weitere Bezugspersonen nicht vor einer möglichen Ansteckung schützen zu können. Es sei denn, man würde sich selbst im Privatleben, soweit dies möglich ist, isolieren. Hieraus jedoch resultieren weitere Reaktionen, welche sich negativ auf Psyche und Gesundheit auswirken. Isolation und Trennung von Bezugspersonen gehen einher mit Emotionen wie Angst, Hilflosigkeit, Langeweile und depressiven Symptomen. Zum anderen sehen sich zahlreiche Frauen und Männer, zusätzlich zu den psychischen Belastungen, mit der Sorge konfrontiert Berufs- und Privatleben zu vereinbaren (vgl. IASC 2020(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)).

Mögliche Auswirkungen dieser Belastungen

Psychische Belastungen, Stress sowie negative Emotionen werden vielfach als normale Reaktion auf ungewöhnliche Ereignisse und Extremsituationen angegeben. Pflegende sollten also nicht an sich und ihren Leistungen zweifeln, wenn das Engagement und die Arbeitsmoral in Zeiten der Pandemie leiden. Jedoch dürfen mögliche Auswirkungen dieser neuen Belastungsform keinesfalls ignoriert oder als unwichtig abgetan werden! Eine solche Veränderung des täglichen Lebens und damit einhergehende schwere Belastungen, können diverse psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Traumafolgestörungen fördern.

Pflegende müssen auch in schwierigen Zeiten an sich und ihre Gesundheit denken

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Pflegende aufgrund von Zeit- und Energiemangel versäumen, sich um sich selbst zu kümmern. Stattdessen erleben sie öfter denn je Patienten und Angehörige, deren Gefühle größtenteils aus Angst und auch nicht selten Wut gegenüber dem Gesundheitssystem bestehen. Die Mischung aus täglichen Konfrontationen mit solchen Emotionen, langen Arbeitszeiten und persönlichen Sorgen und Ängsten gilt es zu verarbeiten, und zwar richtig!

Denn eines darf auf keinen Fall passieren: Dass gerade die Menschen, welche in Extremsituationen das System am Laufen halten, selbst unter den enormen Anforderungen zusammenbrechen. Was also kann man machen? Unter anderem bieten Psychotherapeuten eine kostenfreie Telefonberatung(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet) für Pflegefachpersonen an: Über www.psych4nurses.de(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet) können professionelle Beratungstermine gebucht, und somit Hilfe angesichts der aktuellen beruflichen Herausforderungen in Anspruch genommen.

Die Führungskräfte sind in der Verantwortung für ein gutes Gesundheitsmanagement für ihre Mitarbeiter

Des Weiteren liegt ein wesentlicher Fokus auf der verantwortungsvollen Arbeit von Führungskräften. Diese sind nun mehr denn je gefordert, ein präventives Gesundheitsmanagement gegenüber ihren Mitarbeitern zu gewährleisten. Checklisten in Bezug auf die Bewältigung psychischer Belastungen in Krisenzeiten sollen hierbei als Hilfestellung dienen. Unter anderem wird auf die hohe Relevanz von Pausen und Erholung eingegangen, sowie die enorme Bedeutung der Kommunikation. Also, innerhalb des Teams für Transparenz sorgen, wichtige Informationen weitergeben und besprechen. Ebenso wie genügend Raum zu geben, um Ängste und Sorgen ansprechen zu können. Wertschätzung gilt es zu vermitteln und kollegiale Unterstützung zu fördern(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet).

Kurzgesagt: In Zeiten der Unsicherheit ein Gefühl der Kontrolle zurückgeben. Denn sämtliche Umstrukturierungen für eine Maximalversorgung von Covid-19-Patienten sind letzten Endes doch wertlos, ohne die Menschen, die sie umsetzen.

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sara Micucci

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