Pflege in Island
24. Juli 2025

Ein Vorbild für uns alle?
Die Vulkaninsel im Nordatlantik hat viel zu bieten: unberührte Natur, Fjorde, heiße Quellen und eines der effektivsten Gesundheitssysteme Europas!
Während Deutschland noch daran arbeitet das Pflegestudium unter den Pflegenden zu etablieren, gehören in Island Pflegekräfte mit Masterabschluss zu einem festen Teil der medizinischen Grundversorgung. Community Health Nurses sind hier, wie in vielen anderen Ländern, bereits seit Jahrzehnten etabliert. Für Deutschland jedoch, stellt dieser Begriff nach wie vor ein neues pflegerisches Berufsbild dar. Pflege einfach mal ganz anders und das mit großem Erfolg für alle? Grund genug, genauer hinzusehen!
Community Health Nurses – Teamarbeit auf Augenhöhe mit Ärztinnen und Ärzten
Alle Einwohnerinnen und Einwohner Islands sind in einem Gesundheitszentrum gemeldet. Dort sind die ersten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner Pflegekräfte mit Masterabschluss. Sie arbeiten auf Augenhöhe mit Ärztinnen und Ärzten in Teams, welche von den unterschiedlichen Perspektiven profitieren. In jedem Behandlungsplan wird die medizinische sowie die pflegerische Sicht gleichermaßen berücksichtigt. Pflegende haben die Befugnis, selbstständig die Betreuung von zu pflegenden Menschen zu übernehmen. Unter anderem werden so Tätigkeiten wie die Wundversorgung komplett von pflegerischer Hand übernommen.
Ein Gesundheitszentrum nach isländischem Vorbild
Die Isländerin Elísa Johannsdóttir kam 1998 nach Deutschland und arbeitete zunächst in einem Krankenhaus. In ihrer Heimat studierte sie schon damals Pflege. Heute ist sie selbstständige Pflegeexpertin und bietet Beratungen und Fortbildungen an. Aktuell ist sie mitverantwortlich für ein Projekt in Lindenberg, Bayern. Hier soll nach vier Jahren Vorarbeit mit ihrer Hilfe ein Gesundheitszentrum nach isländischem Vorbild entstehen. Der Kern dieses Unterfangens: Community Health Nurses in Zusammenarbeit mit örtlichen Ärzten und Ärztinnen. Alle Beteiligten hoffen durch dieses Projekt auf eine gute und effektive Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis, nachdem die Klinik selbst in Lindenburg insolvent gegangen war. Hiermit einher gehen viel Pionier- und Öffentlichkeitsarbeit für die Tätigkeit und den beruflichen Stellenwert der Community Health Nurses in Deutschland, welche eigentlich durch die gescheiterte Amel-Regierung etabliert werden sollten. Denn im Vergleich zu ihrer Heimat Island, bestehen noch heute zahlreiche Nachteile im deutschen Gesundheitssystem, gerade in Bezug auf die Profession Pflege, so die Pflegeexpertin. Unter anderem haben die isländischen Pflegekräfte viel mehr Handlungskompetenzen, besonders bei der direkten Arbeit an den Patientinnen und Patienten. Ein weiterer wesentlicher Punkt für das anstehende Konzept, welcher nach isländischem Vorbild umgesetzt werden soll, sei die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pflege, Ärzten und Therapeuten. Dies habe in ihrer Heimat, aber auch international, ein viel höheren Stellenwert, als es noch in Deutschland der Fall ist, so Johannsdóttir. Auch die selbständige Tätigkeit von Pflegekräften und das Arbeiten mit Ärztinnen und Ärzten auf Augenhöhe für Isländer und Isländerinnen eine Selbstverständlichkeit.
Die Konzepte liegen auf dem Tisch – wir müssen sie nur umsetzen!
Wie können wir uns nun möglichen Vorbildern wie Island nähern? Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe unterstreicht diesbezüglich, dass Konzepte und Ideen auf dem Tisch liegen und darauf warten durch die Regierung umgesetzt zu werden. Zu stark verankert seien noch immer im Kopf der Deutschen Sätze wie „Wir brauchen einen Arzt!“. Dabei sei es in vielen Fällen nicht der Arzt oder die Ärztin die gebraucht würde, sondern eine Gesundheitsversorgung. Eine solche, wie sie in Island durch die Community Health Nurses Standard ist
Viele Pflegende in Pionierpositionen wünschen sich daher u. a. für die Pflege in Deutschland mehr politisches Bewusstsein sowie die Akademisierung als Standard.
Wir alle können nur sehr gespannt sein, auf die Umsetzung des Gesundheitszentrums in Lindenburg und wünschen hierzu im Namen der Pflege nur das Beste!
Quellen:
Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur
Sarah Micucci
Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur

Sarah Micucci