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Pflege im Gespräch: Nurse Kata über Pflege und Social Media

30. März 2022

Menschen erreichen, Themen bekannt machen ¬– kurz gesagt: Social Media. Millionen von Likes werden täglich für alle möglichen Geschehnisse vergeben. Warum also nicht auch für Pflegethemen? Die Gesundheits- und Krankenpflegerin, bekannt als „Nurse Kata“, nutzt diverse Plattformen, um der Pflege öffentlich ihre Stimme zu geben und scheut dabei weder Gegenwind noch Diskussionen. Von Sarah Micucci 30 03 2022

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Hallo, Kata. Danke, dass Du Dir einen Moment Zeit nimmst. Du arbeitest als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Op und studierst Gesundheitsmanagement in München. Seit wann arbeitest Du in der Pflege und wie kam es dazu, dass Du in diesem Berufsfeld Fuß gefasst hast?

Danke für die Einladung. Meine Ausbildung war 2019 beendet und seitdem bin ich in dem Beruf. Ich bin aber tatsächlich eher zufällig reingekommen. Meine erste Ausbildung als MFA hat mich nicht glücklich gemacht. Ich habe mir einen Beruf mit mehr Eigenverantwortung gewünscht - so bin ich in die Pflege gekommen.

Gibt es etwas, was Dich an Deinem Beruf besonders fasziniert?

Spannend finde ich vor allem, wie wissenschaftlich unser Berufsfeld ist. Am Ende ist jede Handlung, die wir Tag für Tag selbstverständlich erledigen, ein Stück Wissenschaft. Das machen wir uns leider viel zu selten bewusst. Faszinierend finde ich auch, wie divers und wandelbar der Beruf ist. Wenn ich mir zum Beispiel anschaue wie die Pflege 2000 ablief und wie sie jetzt ist, ist das wirklich großartig was wir in 20 Jahren erreicht haben. Viele andere Berufe im Gesundheitswesen, die deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, sind nicht so wandelbar.

Du selbst hast Dich dazu entschieden, neben Deiner beruflichen Tätigkeit, noch zu studieren? Wie stehst Du zu der Akademisierung der Pflege?

Ich stehe voll und ganz hinter der Akademisierung in der Pflege. Sie ist ein bedeutender Lösungsansatz, wenn wir zum einen über die Aufwertung sprechen. Zum anderen werden die Behandlungsfälle aber auch zunehmend komplexer, weil wir gleichzeitig einen medizinisch- technischen Fortschritt erleben. Dafür brauchen wir dringend eine flächendeckende Akademisierung.

Das Besondere an Dir ist, dass Du in Angesicht der vielen aktuellen Pflegeprobleme, nicht wortlos alles an Dir vorüberziehen lässt, sondern, ganz im Gegenteil, offen darüber redest und der Pflege somit Deine Stimme gibst. Dabei nutzt Du soziale Medien wie Instagram (Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)oder TikTok(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet), um in unterhaltsamer Art auf die Missstände in der Pflege, bzw. dem deutschen Gesundheitssystem aufmerksam zu machen. Mit Erfolg, würde ich sagen! Zahlreiche Follower und Kommentare bezüglich Deiner Beiträge im „Nurse Talk“ zeigen, dass Du damit viele Menschen erreichst. Wie ist es hierzu gekommen und was ist Deine Intention dahinter?

Mit Social Media habe ich aus einer tiefen Wut angefangen. Nach meinem Examen war ich ziemlich ernüchtert und so gar nicht bereit für die Berufswelt. Ich habe mir die Bedingungen angesehen und mir oft gedacht, dass ich dafür nicht drei Jahre eine Ausbildung absolviert habe. Also habe ich angefangen über Social Media zu berichten, vor allem über kritische Themen, die mir gefehlt haben! Keine Posts like „Ich mache das mit Herzblut“ sondern mehr über die Fakten reden. Dann kam schnell eins zum anderen.

Berufspolitische Themen und Social Media – würdest Du Dich als Pflege-Influencerin bezeichnen?

Ich glaube schon. Immerhin habe ich es geschafft, dass durch meine Beiträge auch Pflegelaien und Politiker*innen regelmäßig über verschiedene Themen in der Pflege diskutieren. Dafür steht das Wort übersetzt ja eigentlich „to influence“ = beeinflussen.

Eine Meinung öffentlich zu vertreten verlangt Mut. Nicht alle Deine Beiträge erhalten Lob. Manchmal hagelt es Kritik. So wurde z.B. bemängelt, dass Deine Videos nichts auf der Plattform TikTok zu suchen hätten. Was entgegnest Du solchen Einstellungen?

Ich versuche immer zu verstehen, warum dieser Mensch sich jetzt gerade gestört fühlt. Oft stecken dahinter Emotionen, mit viel Energie, wie zum Beispiel Hilflosigkeit oder Wut. Social Media Apps sind oft Unterhaltungsplattformen. Ich kann schon verstehen, warum man nach Feierabend, keine Lust hat zwischen den ganzen Backvideos auch noch mein Video anzuschauen. Aber genau deshalb gehören die Videos auf Unterhaltungsplattformen, weil ich dadurch eine breite Masse der Gesellschaft erreichen kann.

Ein anderer Post von Dir ist mit einer Portion gutgemeintem Humor auf den Kommentar eingegangen, dass jeder pflegen kann und man in diesem Berufsfeld, im Gegensatz zu den Ärzten, keinen besonders hohen IQ benötige. Nun ist das für jemanden der vom Fach ist natürlich eine ziemlich lächerliche Bemerkung, welche, so wie Du es auch gehandhabt hast, keiner ernsthafte Reaktion bedarf. Aber, ist so etwas nun die Ausnahme, oder hast Du es öfter mit solchen Aussagen zu tun?

Solche Aussagen sind selten- aber sie kommen immer noch vor. Es ist noch nicht bei allen angekommen, dass Pflege eine eigenständige Berufsgruppe ist, die nicht unter anderen Berufsgruppen steht.

Auch ein beliebtes Thema: Der Arzt als Vorgesetzter der Pflegefachleute. Nach wie vor in der Gesellschaft nicht ganz angekommen, oder?

Nein, und leider bei uns in der Berufsgruppe selbst nicht. Zu oft definieren sich Kolleg*innen über die Delegation ärztlicher Tätigkeiten. Davon distanziere ich mich. Die Delegation ärztlicher Tätigkeiten bedeutet keine Professionalisierung der Pflege!

Wie hast du deine berufliche Situation während der Pandemie erlebt?

Zum Glück sehr gut. Bei uns im Haus wurde von Anfang an, sehr offen und direkt über alles geredet, es gab tägliche Updates mit der aktuellen Lage oder andere Informationen. Ich arbeite in einem sehr starken Team und wir haben uns gegenseitig viel unterstützt und das zusammen durchgestanden. Es ist mir aber durchaus bewusst, dass viele andere Kolleg*innen deutlich stärker unter der Pandemie gelitten haben.

Gibt es etwas, was du speziell Pflegeschüler*innen noch mit auf den Weg geben möchtest?

Übernehmt Verantwortung für euch und euren Handeln. Geht selbstbewusst in diesen Beruf. Du bist nicht die Assistenz von anderen, sondern du bist Teil einer starken, wissenschaftlichen, modernen und diversen Berufsgruppe im Gesundheitswesen. Das sollte man nie vergessen, egal was andere sagen.

Ich denke, da gibt es nicht viel zu ergänzen! Außer: Vielen Dank für Dein Engagement! Ich bin mir sicher, dass, gerade viele junge Menschen, von Deiner Arbeit profitieren werden! Lieben Dank und alles Gute für Deine Karriere!

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sara Micucci