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Männer in der Pflege – Noch immer auf fremdem Terrain?

17. August 2022

In der Pflege hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. Die Genderpolitik eingeschlossen. Es ist noch nicht lange her, da wurden Männer, welche sich für eine Karriere in der Pflege entschieden, womöglich noch belächelt, anstatt ernst genommen. Diese Zeiten gehören zum Glück der Vergangenheit an. Doch nach wie vor, werden Pflegeberufe zu einem Großteil von Frauen ausgeübt. Neben zahlreichen Berufen, in denen sich noch immer Frauen mehr beweisen müssen als Männer, um die Karriereleiter hochzuklettern, scheint es doch sehr interessant, den Fokus einmal auf die andere Seite zu legen. Wie fühlen sich Männer in einem Frauenberuf? Hat sich viel verändert, oder dominieren noch die alten Strukturen? Von Sarah Micucci

Männer in der Pflege – Noch immer auf fremdem Terrain?

Banner Männer in der Pflege – Noch immer auf fremdem Terrain?

Er ist Krankenschwester

Vielleicht erinnern sich einige an die Komödie „Meine Braut, ihr Vater und ich“.  In diesem Film brachten Ben Stiller und Robert De Niro 2000 die Kinoklassen zum Klingeln. Und auch noch heute, über 20 Jahre später, sorgt dieser Klassiker noch immer weltweit für Lacher. Einer der beliebten Movie-Gags, dreht sich darum, dass Ben Stiller, alias Gaylord Focker, zwar im Krankenhaus arbeitet, doch nicht als Arzt, wie man es sich als angehender Schwiegervater wünschen würde, sondern als „Krankenschwester“. Der Vater der Braut, ein ehemaliger CIA-Agent, ist hierüber wenig erfreut, und nutz jede Gelegenheit um seinen Schwiegersohn in spe aufgrund dessen lächerlich zu machen.

Natürlich kann man sagen, dass es sich nur um eine Hollywoodgeschichte handelt. Und wenn wir ganz ehrlich sind, wer hat bei besagten Szenen nicht gelacht? Es ist aber auch so, dass dieses Beispiel doch sehr repräsentativ ist. Zum einen dafür, was sich in den letzten 20 Jahren in der Gesellschaft und dem Ansehen der Pflege getan hat. War dieser Joke auf Kosten der männlichen „Krankenschwester“ im Jahr 2000 noch recht normal und ohne größeres Aufsehen möglich, sieht die Sache heute doch schon um einiges anders aus. Ein positiver Verlauf kann also hier mit Sicherheit in Bezug auf das Ansehen von Pflegefachmännern gezogen werden. Witze auf deren Kosten sind zwar noch immer nicht ausgeschlossen, doch würde das Ganze in einem aktuellen Film doch mit Sicherheit auf Gegenwind und Kritik stoßen. Denn auch, wenn man zwar drüber lachen kann und möglicherweise nicht alles, gerade im Comedy-Bereich, zu ernst genommen werden sollte, darf nicht vergessen werden: Gerade die Medien sind es, die mit am meisten die Gesellschaft beeinflussen können. Und solche Witze, wenn auch nicht ernst gemeint, hinterlassen einen Beigeschmack. Für eine Profession, welche seit Jahrzenten dafür kämpft ernst genommen zu werden, kann so ein „Scherzchen“ vieles wieder um einige Meilensteine zurückwerfen.

Hahn im Korb, Sunnyboy, Patientenlifter

Noch immer dominieren Frauen im Pflegeberuf. Und auch wenn sich bereits vieles verändert hat und die altmodischen Denkweisen über Männer in der Pflege mehr und mehr der Vergangenheit angehören, bleiben gewisse Bemerkungen noch immer nicht aus. Grund genug das Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Wie fühlen sich Männer im Pflegeberuf? Welche Vorurteile bestehen vielleicht nach wie vor? Unter anderem beschäftigt sich ver.di mit dem Thema. Die Dienstleistungsgewerkschaft veröffentlicht unter der Sparte Männerpolitik/Männer in der Pflege diverse Berichte zum Thema. Wer meint, dass nur für Frauen ein gewisser Arbeitsdruck besteht, sich ständig unter Beweis zu stellen, der irrt. Zahlreiche Verniedlichungen wie „der Hahn im Korb“ oder der „Sunnyboy der Station“, machen den Weg zum professionellen Berufsbild des Pflegefachmanns nicht einfacher. Und auch in Bezug auf eine gleiche Behandlung der Geschlechter, erscheint nicht ganz gerechtfertigt, dass der Mann auf Station immer für die schweren, körperlichen Tätigkeiten geradestehen muss. Umfragen ergeben, dass Pflegefachmännern häufiger vorgeworfen wird, sie seien nicht so empathisch sei wie Pflegefachfrauen. „Das können Sie als Mann doch gar nicht verstehen.“ lauten diverse Äußerungen. Hier gilt es sich an vielen Stellen, vielleicht auch traumatischen Vorerfahrungen, erst einmal eine Vertrauensbasis zu erarbeiten. Es muss also an einigen Stellen mehr erarbeitet werden, was wiederum in anderen Teilen des Pflegealltags zum Vorteil genutzt werden kann. So besteht laut Umfrage ebenso die Meinung, dass Männer in Pflegeteams sehr willkommen sind und hochgeschätzt werden. Unter anderem, da durch sie ein gewisses „Stutenbeißen“ und „Zickereien“ gemindert werden. Womit wir nun leider auch wieder bei den nächsten geschlechtstypischen Vorurteilen angekommen wären – so ganz scheinen sie sich einfach nicht aus der Welt schaffen zu lassen, die typischen Merkmale von Männchen und Weibchen.

Vorsicht – nicht ins eigene Bein schneiden, meine Damen!

Neben vielen Vorurteilen lässt sich jedoch auch festhalten, dass ein Großteil von Männern in der Pflege sich positiv bezüglich ihrer Position äußern. Grund zur Kritik geben unter anderem die mangelnden Aufstiegschancen. Und, wenn es Männer im Schnitt mehr zu körperlich, schweren Aktivität zieht, während Frauen eine bessere Dokumentation liefern, dann scheint das doch nicht das Problem zu sein – solange eine gleichberechtigte, gute Zusammenarbeit daraus resultiert. Letztlich sollte ja, wie bei den zu pflegenden Menschen auch, jede Pflegefachperson im Team in seiner oder ihrer Individualität betrachtet, und nicht aufgrund geschlechtsspezifischer Vorurteile in Schubladen gesteckt werden.

Insbesondere Frauen sollten vorsichtig mit spitzen Bemerkungen gegenüber Männern in Frauenberufen sein. Indem ein Mann Teil eines Pflegeteams wird, zeigt sich eine Offenheit und Bereitschaft, welche noch vor kurzem nicht selbstverständlich war. Nur allzu gut ist nämlich das Bild geprägt, welches ein weibliches Team von Pflegefachfrauen zeigt unter der Leitung des männlichen Pflegedirektors. Also, nach dem Motto: Männer in der Pflege? – Na klar! Aber, dann doch eher in Führungspositionen. Das ist natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache. Wird aber durch unangemessene Bemerkungen gegenüber Pflegefachmänner unbewusst getriggert. Also, Vorsicht. Wer Frauen in Führungspositionen unterstützen will, muss dies im Umkehrschluss natürlich auch gegenüber Männern in untergeordneten Positionen umsetzen.

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sarah Micucci

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