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Integration von pflegenden Angehörigen – von Ungehörigen zu Angehörigen

11. Dezember 2020

Wer professionell pflegt, befindet sich ununterbrochen in einer sehr nahen Interaktion mit Pflegebedürftigen. Doch nicht nur Patienten und Bewohner sind es, welche auf das Wissen und Können von Pflegefachpersonen angewiesen sind. Pflegende Angehörige haben einen sehr bedeutsamen Stellenwert in der Gesellschaft, und leisten einen hohen Beitrag dazu, die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen zu ermöglichen – sei es bei der Pflege alter Menschen oder bei Angehörigen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen. Folglich sollten pflegende Angehörige frühzeitig durch professionelles Pflegepersonal als wichtige Zielgruppe verstanden und einbezogen werden. Eine Aufgabe welche viele Vorteile auf beiden Seiten verspricht, Pflegende jedoch auch vor Herausforderungen stellen kann. Von Sarah Micucci

Photo courtesy of Elsevier / Colourbox

Situation pflegender Angehöriger

Um eine gute Zusammenarbeit mit Angehörigen zu ermöglichen, ist es wichtig ein Gefühl für die jeweilige Situation der Menschen zu bekommen. Einmal mehr denn je gilt es für Pflegefachpersonen einen Fokus auf ihre empathischen Fähigkeiten zu setzen. Denn nur wenn die Belastungssituationen und Bedürfnisse erkannt werden, ist die Basis für eine positive Kooperation geschaffen. Wer Angehörige pflegt, hat die Möglichkeit kostenfrei an Pflegekursen der Pflegekasse teilzunehmen. Diese Kurse bieten die Möglichkeit zum Austausch, und ermöglichen diverse praktische Anleitungen und Informationen [1(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)]. Doch zurück in der Praxis, sehen sich viele der Angehörigen mit großen Belastungen konfrontiert. Insbesondere die Tatsache, dass es sich in den meisten Fällen nicht um eine zeitlich absehbare Pflegesituation handelt, bringt viele Helfer psychisch sowie physisch noch immer an ihre Grenzen.

Vielfältige Belastungen

Pflegende Angehörige sind vielen Belastungen ausgesetzt. Hierzu zählen zum einen die zeitlichen Aspekte: Die Pflege eines Angehörigen kann schnell zu einem Full-Time-Job werden, oder, zusätzlich zur eigentlichen Berufstätigkeit, ein hohes Maß an täglichem Zeitaufwand fordern. Ein weiteres Problem stellt die gesundheitliche Belastung dar: Da die meisten Hauptpflegepersonen schon älter sind, leiden viele von ihnen bereits an gesundheitlichen Beschwerden. Diese werden oft noch verstärkt durch weitere physische und psychische Probleme, hervorgerufen durch die tägliche Anstrengung (Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung, etc.). Neben den körperlichen Belastungen, sind es aber gerade die emotionalen und sozialen Probleme, die an den Kräften zehren. Viele Angehörige erfahren große Gefühle der Trauer und Hilflosigkeit. Ebenso können in vielen Fällen soziale Kontakte, welche eventuell diese Trauer mindern könnten, kaum noch gepflegt werden. Isolation und Spannungen im Familienleben sind mögliche Folgen (vgl.  Büker 2015, S. 14 [2(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)]).

Chancen für die Pflege

Einen Angehörigen, welcher sich oft aufopfernd um einen geliebten Menschen gekümmert hat, nun plötzlich „seines Amtes zu entheben“ und durch professionelle Pflege zu ersetzen, kann nicht sinnvoll sein und wird in den meisten Fällen auch nicht gewünscht. Pflegende sollten sich darüber bewusst sein, dass es nicht nur ein gut gemeinter Wille von Seiten der Pflege ist, sondern dass ein Recht zur Beratung besteht, welches u.a.  durch Pflegefachpersonen zu gewährleisten ist [3(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)]. Auf keinen Fall sollte hierbei der Eindruck vermittelt werden, dass Angehörige eine Störung in der eingespielten Tagesroutine professionell Pflegender darstellen. Richtig angewandt, kann eine Beratung und Anleitung zu pflegerischen Tätigkeiten den Alltag für alle drei Seiten positiv beeinflussen. Also für Pflegende, für pflegende Angehörige und, als wichtigstes Ziel einer guten Versorgung, für die Pflegebedürftigen. Es gilt also Chancen zu nutzen und Angehörige als wichtige Zielgruppe für eine optimale pflegerische Versorgung zu adressieren. Wird dies im Pflegealltag nicht vernachlässigt, sondern gefördert, so ist nicht nur die professionelle Pflege gewährleistet. Vielmehr besteht die Möglichkeit eine bedürfnisorientierte, sensible und unterstützende Begleitung zu gewährleisten – ein nicht zu unterschätzender Part, wenn nicht einer der wichtigsten in der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen. Durch eine optimale Einbindung und Wertschätzung kann auch ein Gefühl der Teilhabe vermittelt werden, dem das Gefühl der Hilflosigkeit im besten Falle weicht. Durch das Gefühl etwas zu bewirken und als wichtige Ressource für eine optimale Versorgung zu fungieren, fällt es vielen Angehörigen leichter auch einmal loszulassen und sich als Part von einem Team in ihrem Fürsorgeanspruch entlastet zu sehen [4(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)].

Mögliche Belastungen bei der Integration aus Sicht der Pflege

Für viele Pflegefachpersonen steht mittlerweile die hohe Bedeutung der Integration und Wertschätzung pflegender Angehöriger außer Frage. Dennoch sehen auch sie sich mit belastenden Situationen hierbei konfrontiert, welche nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Hierzu zählt beispielsweise die haftungsrechtliche Verantwortung. Diese liegt bei den professionell Pflegenden und führt zu Unsicherheiten, inwieweit Hilfestellungen von Angehörigen angenommen werden dürfen. Ebenso besteht eine erschwerende Tatsache darin, dass weiterhin die Zahlen pflegebedürftiger Menschen, insbesondere in Pflegeheimen, steigen, der Personalschlüssel in vielen Einrichtungen jedoch zu wünschen übrig lässt. Erhöhte Anforderungen, Zeitdruck und auch Qualifizierungsdefizite der Pflegenden, können zu Problemen bei der Integration von Angehörigen führen. Ein weiteres Konfliktpotenzial kann darin bestehen, dass Pflegende, vor allem in Pflegeheimen, negative Gefühle gegenüber manchen Angehörigen hegen. Ausgelöst durch den Eindruck, dass Familienangehörige „abgeschoben“ werden und kein Bedürfnis nach weiterer Zuwendung besteht. Zwar sollte hier ein professionelles Verhalten der Pflegenden im Vordergrund stehen, wird jedoch nicht selten von persönlichen Überzeugungen ungewollt beeinflusst. Meist bieten solche Situationen kaum Raum für eine Integration der Angehörigen [5(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)].

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sarah Micucci

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