Health Literacy: Gemeinsam für die Förderung der Gesundheitskompetenz
3. Juli 2025

Mit Health Literacy (Gesundheitskompetenz) ist die Fähigkeit gemeint, sich mit einer Erkrankung auseinanderzusetzen und, basierend darauf, wichtige Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen führen häufig zu einem zielgerichteten Gesundheitsverhalten. Also, einem Verhalten, welches die eigene Gesundheit positiv beeinflussen kann. Eine Stärkung der Gesundheitskompetenz steht somit in direktem Zusammenhang mit einer Förderung des Gesundheitsverhaltens. Wie so oft sind auch bei diesem Thema Pflegefachpersonen in einer zentralen Rolle. Als Berufsgruppe mit dem häufigsten Kontakt in Bezug auf zu pflegende Menschen und deren An- wie Zugehörige, haben Pflegende die Möglichkeit wesentlichen Einfluss auf die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu nehmen.
Food Literacy, Physical Literacy und Co.
„Health Literacy“ oder „Gesundheitskompetenz“ ist wichtiger denn je. Unsere Bevölkerung zeichnet sich neben einer zunehmend alternden Gesellschaft durch eine Vielzahl chronischer Erkrankungen aus. Menschen, welche in der Lage sind richtige Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und auf ihr eigenes Leben anzuwenden, sind klar im Vorteil, wenn es um Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung geht. Während es bei der allgemeinen Gesundheitskompetenz um themen- und kontextübergreifende Fähigkeiten im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen geht, beziehen sich spezifische Gesundheitskompetenzen auf einzelne Bereiche. So, beispielsweise das Gesundheitsverhalten in Bezug auf Ernährung oder Bewegung, sowie Krankheiten und Digitalisierung. „Food Literacy“ bezeichnet dementsprechend eine ernährungsbezogene Gesundheitskompetenz. Ein enorm wichtiges Konzept, angesichts einer zunehmend adipösen Gesellschaft, und dies bereits schon im Kindesalter. Im Fokus stehen Wissen sowie auch praktische Fähigkeiten zum Thema Ernährung, wie Lebensmittelwahl, Mahlzeitenplanung und Zubereitung. „Physical Literacy“ steht für die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz. Konzepte hierzu unterstreichen, wie auch die ernährungsbezogene Kompetenz, Public Health, also eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands in der Bevölkerung. Informationen diesbezüglich fördern das Verständnis in Bezug auf einen aktiven Lebensstil sowie auch Motivation und Selbstbewusstsein.
Für jede Gesundheitskompetenz bestehen sogenannte „Unterpunkte“, also ableitende Konzepte, welche verstärkt auf eine Kompetenz eingehen und diese vertiefen, sowie auch verschiedene Messinstrumente.
Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz
Im Wesentlichen hängt die Gesundheitskompetenz einer Bevölkerung von den zur Verfügung stehenden Informationen ab, bzw. von deren Qualität. Um diese, sowie eine unterstützende Gesundheitsinfrastruktur, bestmöglich zu unterstützen, wurden durch den Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz 2020 vier Handlungsfelder festgelegt:
Förderung der Gesundheitskompetenz in allen Lebensbereichen
Individualisierte und kompetente Gestaltung des Gesundheitssystems
Förderung von Gesundheitskompetenz bei chronischen Erkrankungen
Systematische Erforschung von Gesundheitskompetenz
Tipps zur Förderung der Gesundheitskompetenz durch die Pflege
Studien zufolge weist noch immer die Hälfte der deutschen Bevölkerung eine eher geringe Gesundheitskompetenz auf. Dies liegt mitunter daran, dass es nicht für alle Bevölkerungsmitglieder leicht ist, an passende Informationen zu gelangen und diese auch zu verstehen. Vor allem ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Bürgerinnen und Bürger mit einem niedrigen Sozialstatus sowie einem geringen Bildungsniveau haben hierbei oft „schlechtere Karten“.
Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz verweist diesbezüglich mit praktischen Tipps daraufhin, wie Pflegefachpersonen helfen können die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu verbessern. So können Pflegende beispielweise dafür sorgen, dass passende Informationen, ob im Krankenhaus, in der Langzeit- oder in der ambulanten Pflege, bereitstehen. Sogenannte Pflegesprechstunden, also regelmäßige, gut vorbereitete Beratungsgespräche, bieten sich hierzu gerade in der häuslichen Pflege sehr gut an. Ebenso ist es in diesem Zusammenhang wichtig, den zu pflegenden Menschen und deren Angehörigen ein Bewusstsein für die Folgen einer unzureichenden Gesundheitskompetenz zu vermitteln. Pflegende achten in jedem Fall darauf, dass die Informationen nutzerfreundlich und gut verständlich sind. Denn Unverständlichkeit kann schnell zu Desinteresse und Überforderung führen. Daher achten Pflegefachpersonen individuell auf die Möglichkeiten zur Interaktion. Menschen, welche Schwierigkeiten haben, gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen und einzuschätzen, benötigen möglicherweise auf einer vereinfachten Ebene Unterstützung. Selbstverständlich ohne jegliche Abwertung. So kann schon die Nutzung einer vereinfachten Sprache, das Vermeiden von Fachsimpelei und die Erklärung von Fachausdrücken dazu führen, dass viele Menschen interessiert bleiben, und gerne Kompetenzen in ihr Leben integrieren möchten.
Fazit:
Letztlich steht oder fällt bei einem Großteil der Bevölkerung das Interesse und die Umsetzung von Health Literacy bei dem Informationsangebot sowie bei der Handhabe mit spezifischen Informationen. Soziale Ungerechtigkeiten, bei welchem nicht alle Bürgerinnen und Bürger Kompetenzen verständlich vermittelt bekommen, gilt es zu minimieren, so dass gerade solche, welche einen Mangel an Gesundheitskompetenz aufweisen, wichtige Chancen erhalten ihr Leben in eine gesunde Richtung zu wenden. Pflegefachpersonen obliegt es hierbei, nach Möglichkeit, wichtige Schlüsselrollen einzunehmen.
Quellen:
Sarah Micucci
Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur

Sarah Micucci