Zum Hauptinhalt wechseln

Leider unterstützen wir Ihren Browser nicht vollständig. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, nehmen Sie bitte ein Upgrade auf eine neuere Version vor oder verwenden Sie Mozilla Firefox, Microsoft Edge, Google Chrome oder Safari 14 bzw. eine neuere Version. Wenn Sie nicht dazu in der Lage sind und Unterstützung benötigen, senden Sie uns bitte Ihr Feedback.

Wir würden uns über Ihr Feedback zu diesen neuen Seiten freuen.Sagen Sie uns, was Sie denken(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)

Elsevier
Bei Elsevier publizieren
Connect

Die erste Famulatur muss auf einer Unfallchirurgie sein – Blödsinn

4. Mai 2017

Von Lisa Borotschnig

Blodsinn

Blodsinn

Die erste Famulatur steht an. Doch wohin soll man gehen? Welche Fachrichtung ist nach dem ersten Semester oder Jahr sinnvoll? Die meisten Studenten höherer Semester haben die Unfallchirurgie empfohlen, nein sie sagten sogar ich müsste die erste Famulatur auf einer Unfallchirurgie machen, denn von etwas anderem verstehe ich noch nichts. Teilweise hatten sie ja Recht. Interne, davon lernen wir erst im 5. und 6. Semester mehr, aber Haken halten kann ich doch auf jeder Chirurgie?

Aus diesem Grund entschied ich mich für Chirurgie, jedoch nicht Unfallchirurgie, sondern wenn schon dann gleich etwas, was mich wirklich aus den Socken wirft, oder? Herz-Thorax-Gefäß-Chirurgie, wo die Operateure mit dem Schalter des Lebens spielen. Gedacht, getan. Ich rief in der Abteilung eines mir nahegelegenen Krankenhauses an und bekam die Zusage. Mich ließ allein die Vorstellung daran, zuzusehen wie das Herz offen vor mir schlägt und dann ab- und wieder angeschaltet wird, schmunzeln. Zusehen dürfen wenn die Königsdisziplin der Medizin, wie sie manche Ärzte liebevoll nennen, ausgeübt wird, war für mich schon immer ein großer Traum.

Am ersten Tag ging es somit erstmal zur Wäsche, wo ich mein Gewand und meinen Kittel bekam. Anschließend ging es ab auf die Station, wo erstmal keiner richtig davon wusste, dass ich überhaupt komme. Leider nicht ganz so wie ich es erhofft hatte. Trotz alldem verfolgte ich die Oberärzte bei der Visite, sie erklärten mir bevor wir das Zimmer betraten kurz die Diagnose und nahmen mich dann zum Patienten mit. Der restliche Tag verlief eher langweilig, da alle im Stress waren. Am zweiten Tag durfte ich dann auch in den OP mit, wo mir aufgrund des Wetters und der anstrengenden Zufahrt (Schneechaos) erstmal schwindlig wurde. Nichtsdestotrotz sah ich erstmals bei einer Bypass-OP am Herzen zu. Einfach nur genial, der Anblick eines stillen Herzens.

Aber mehr als nur zusehen war auch am 2. Tag nicht am Programm. Am dritten Tag jedoch fingen die Ärzte und Schwestern erstmals an mich wirklich als Famulant wahrzunehmen und überließen mir Aufgaben. Die Schwestern nahmen mich zu Blutabnahmen mit, erklärten mir kurz das Wichtigste nochmal und schickten mich dann mit den Röhrchen zu den Patienten. Die Blutabnahmen waren von da an fixer Bestandteil meines Famulatur-Tages, wie die Morgenbesprechung der Ärzte, in der es um geplante OP`s ging.

Die Oberärztin nahm mich anschließen mit in den OP, wo sie mich bei einer Venenentnahme für einen Bypass assistieren lies. Das Zunähen des Fußes verlief dann unter dem Motto „See one, do one“. Gesagt, getan. Am vierten Tag durfte ich erstmals nähen: Subcutan. Die Beine bei Bypässen zuzunähen wurde somit auch zu meinem fixen Tagesprogramm hinzugefügt.

Auch andere Oberärzte nahmen sich nun Zeit für mich und erklärten mir die Vielseitigkeit der Herzchirurgie, die Gefäßprobleme und die Komplikationen. Die Diagnostik eines Venenverschlusses wurde mir in der Ambulanz näher gebracht. Ich wusste auch nicht, dass Herzchirurgen Amputationen vornehmen, da sie meist ein Anzeichen von Gefäßerkrankungen sind.

Generell durfte ich dann auch die nächsten Tage bei jeder Operation zusehen auf die ich Lust hatte. Assistieren war leider nur bei den Venen möglich und einmal Haken halten bei einer weiteren OP. Jedoch wurde mir in der freien Zeit zusätzlich viel über die Krankheitsbilder der Patienten beigebracht. Die Ärzte erklärten mir die Diagnostik und nahmen mich zu OP-Aufklärungen mit. Einmal durfte ich sogar einen Patienten unter Aufsicht und mit Hilfe selbst aufklären.

Im Großen und Ganzen muss ich also sagen, dass ich sehr viel Lernen konnte und mich mit einfacher Diagnostik von Gefäßverschlüssen und deren Anzeichen nun wesentlich besser auskenne. Die Aussage, dass nur Unfallchirurgie eine Option anfangs ist, war also Schwachsinn, denn auch hier lernte und verstand ich relativ viel.

Nichtsdestotrotz muss sich ein Famulant selbst darum kümmern, was er tun möchte und wo er mit möchte. Denn hätte ich nicht Eigeninitiative gezeigt und oft gefragt ob ich denn mitgehen darf, wäre ich wohl auf der Station sitzen geblieben. Na klar, wer will denn schon zusätzlich zu seiner normalen Arbeit, auch noch Lehrer und Aufpasser spielen? Aber irgendwo müssen Medizinstudenten auch zu lernen beginnen und das geht am besten in der Praxis.

Zusammenfassend kann ich also eine Chirurgische Famulatur am Anfang sehr empfehlen, egal welches Fach. Ich habe viel gelernt und erklärt bekommen, auch wenn ich mir manchmal weniger „Stehzeiten“ und mehr Übung gewünscht hätte. Die HTGC ist ein wirklich atemberaubendes Fach, das ich noch nicht von meinen späteren Optionen streichen möchte. Ich kann nur jedem empfehlen, sich einmal die Kunst des Herz- Ab- und Anschaltens anzusehen. Es lässt einen träumen und hinterfragen wie genial der Mensch und die Medizin eigentlich sind.

Eure Lisa