Essen in Krankenhäusern und Pflegeheimen Wenn die Nahrungsaufnahme zum Manko für die Genesung wird
29. Oktober 2025

Essen in Krankenhäusern und Pflegeheimen Wenn die Nahrungsaufnahme zum Manko für die Genesung wird
Egal, ob Lang- oder Kurzzeitpflege, eines sollte bei der Versorgung zu pflegender Menschen immer im Fokus stehen: Genesung, Gesundheitsförderung und Prävention. Dass hierbei die Ernährung eine der wichtigsten Schlüsselrollen überhaupt spielt, scheint jedoch bislang in vielen Einrichtungen keinen Anklang zu finden. „Ungesund und klimaschädlich“ – so lautet das Resultat einer jüngst veröffentlichten Studie, welche sich genau diesem Thema widmet. Womöglich besteht hier einer der größten Widersprüche in unserem Gesundheitssystem. Und das, obwohl gerade von diesem Sektor zu erwarten wäre, bezüglich eines gesundheitsfördernden Lebensstils, aufklärend als Vorbild voran zu gehen.
Ernährungsqualität weitgehend mangelhaft
Forschende vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie der Stanford University haben als weltweit erste umfassende Studie das Nahrungsangebot für Patientinnen und Patienten zweier deutscher Krankenhäuser sowie den Speiseplan der Bewohnerinnen und Bewohner in drei deutschen Pflegeheimen ausgiebig analysiert. Dabei ist anzunehmen, dass die untersuchte Verpflegung den Mahlzeiten in den meisten deutschen Pflegeeinrichtungen ähnelt.
Die Ergebnisse entpuppen sich schnell als besorgniserregend: Die Mahlzeiten weisen einen erheblichen Mangel an essenziellen Produkten wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten auf. Dafür dominieren Weißmehlprodukte, Zucker, Salz, gesättigte Fette und ein hoher Verzehr von rotem Fleisch. In allen Einrichtungen erhielten die zu pflegenden Menschen deutlich weniger Nährstoffe wie Folsäure, Kalium und Vitamin B6, als die empfohlene Tagesmenge vorgibt. Auch eine gesunde Eiweißversorgung war häufig nicht gegeben. Alles in allem also eine Ernährung, welche bekanntermaßen prädestiniert ist für Herz-Kreislauferkrankungen sowie für Diabetes mellitus Typ 2.
Gerade über einen längeren Zeitraum betrachtet, stellt die Verpflegung in den untersuchten Einrichtungen ein klares Gesundheitsrisiko dar. Dramatische Ergebnisse in Anbetracht der Tatsache, dass nachweislich eine ungesunde Ernährung die Hauptursache chronischer Erkrankungen ist. Gerade Gesundheitseinrichtungen sollten hier in ihrer Vorbildfunktion punkten und Verantwortung für die vielen Menschen übernehmen, welche, insbesondere in Langzeitpflegeeinrichtungen, abhängig von den ihnen vorgesetzten Mahlzeiten sind.
Der ökologische Fußabdruck
Neben den gesundheitlichen Risiken der zu pflegenden Menschen, lag ein weiterer Schwerpunkt der Analyse auf dem ökologischen Aspekt. Die Autorinnen der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass die aktuelle Verpflegung in Pflegeheimen und Krankenhäusern sich ebenso negativ auf den Umweltschutz auswirkt. Die Verarbeitung zu vieler tierischer Produkte, insbesondere von rotem Fleisch und Milchprodukten, trägt maßgeblich zu hohen Treibhausgasemissionen, zu großem Flächenverbrauch und zur Wasserverschmutzung bei. Wie auch in der Gastronomie allgemein bekannt, war es wenig überraschend, dass Lebensmittel tierischen Ursprungs in allen Einrichtungen und bei allen Umweltindikatoren der Hauptfaktor für negative Umwelteinflüssen waren. Die gravierendsten Auswirkungen wurden in den Einrichtungen festgehalten, bei welchen die höchste Beschaffung von Rindfleisch und Butter verzeichnet wurde.
Somit trägt, laut Studie, die Verpflegung in Gesundheitseinrichtungen in nicht gerade geringem Ausmaß zum Klimawandel bei.
Politik und Gesundheitsversorger in der Verantwortung
Die Autorinnen der Studie betonen jedoch auch, dass die schlechte Nahrungsqualität nicht allein in der Verantwortung der Einrichtungen liegt. Diese standen in den letzten Jahren unter einem zunehmenden finanziellen Druck, was die Umsetzung eines ausgewogenen Speiseplans auf Dauer nicht erleichtert. Einmal mehr liegt es auch hier in den Händen der Politik, das Thema Ernährung in Gesundheitseinrichtungen zu priorisieren.
Eine gesundheitsfördernde Ernährung ist nicht durch die Hervorhebung einzelner Beispiele in der Bundesrepublik umsetzbar. Vielmehr sind es feste Standards und finanzielle Förderungen, welche benötigt werden, um einen Wandel zu schaffen. Einen Wandel, welcher für Genesung, für zielführende Therapien sowie für Gesundheitspräventionen oberste Priorität in unserem Gesundheitssystem haben sollte.
Die Defizite hinsichtlich der Ernährungsqualität sowie der ökologischen Nachhaltigkeit unterstreichen die Notwendigkeit regelmäßiger Analysen von Gesundheitseinrichtungen. Solche Maßnahmen in Verbindung mit der Umsetzung verbindlicher Standards für die Ernährungsversorgung, können langfristig zu einer Verbesserung führen – sowohl für die individuelle, als auch für die globale Gesundheit.
Quellen:
https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(25)00138-X/fulltext
Sarah Micucci Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur
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Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur
Sarah Micucci
Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur

Sarah Micucci