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Die Zukunft der Pflege – neues Jahr, neues Glück?

17. Januar 2022

„Die Zukunft der Pflege? Auf Augenhöhe!“ So der Titel eines aktuellen Artikels von Nicole Molzen et al.* Schlagwörter wie Veränderung, hohes qualitatives Pflegeniveau, Innovation und Autonomie prägen die Zeilen. Eigentlich genau die richtige Wortwahl. In diese Richtung soll es doch gehen! Oder, sollten wir dort längst sein? Von Sarah Micucci

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Ist der Fortschritt, spätestens seit der Reform des Pflegeberufegesetzes, nun endlich da? Bzw., wenn er denn da wäre, müssten dann überhaupt mutmachende Berichte über die Zukunft der Pflege verfasst werden, oder könnte nicht endlich mal von Erfolgen der Gegenwart die Rede sein? Der Grat zwischen Euphorie bezüglich der Attraktivität eines neuen Berufsbildes und der Enttäuschung, geprägt durch aktuelle Situationen, scheint sich von Jahr zu Jahr zu verschmälern.

Selbst handeln!

„Selbstständigkeit ohne Verantwortung gibt es nicht, das muss sich jede einzelne von uns dauernd vor Augen halten.“ Wahre Worte, die einst schon Agnes Karll sprach. Molzen et al. zählen in diesem Sinne auf die Selbstständigkeit der Pflegefachpersonen. Sie fordern dazu auf durch Flexibilität, Kreativität, Innovation und Mut einen Wandel zu gestalten: „Pflege muss selbst aktiv das Heft in die Hand nehmen, sich den Veränderungen stellen und die Verantwortung annehmen und nicht zum wiederholten Male warten, dass andere es tun werden.“ (https://link.springer.com/article/10.1007/s41906-021-1184-6(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)) Sie sehen die Attraktivität des neuen Pflegeberufsbildes und dessen Zukunft in der Übernahme einer Prozessverantwortung und damit verbundenen Führungsqualitäten. Umdenken lautet die Devise ­– alte Strukturen ablegen, Prozesse neu entwickeln und auf Augenhöhe und in Kooperation mit anderen Berufsgruppen des Gesundheitswesens Dinge in die Hand nehmen. Zahlreiche weitere Quellen zielen in die gleiche Richtung. Die Profession gilt es voranzubringen, um nicht zuletzt zu pflegenden Menschen eine Versorgung auf höchstem Niveau gewährleisten zu können.

Hatten wir das nicht alles schon einmal?

Zweifels ohne wahre Worte. Und mit Sicherheit findet man auf diesem Pfad Möglichkeiten, welche unseren Beruf voranbringen, so wie es in anderen Ländern schon eher passiert ist. Dennoch lässt sich bei allem positiven Enthusiasmus eine, zugegeben etwas „spitze“, Frage nicht vermeiden: Hatten wir das nicht alles schon einmal? Veränderungen gestalten, Verantwortung für das eigene Handeln – ein wenig bekommt man bei solchen Worten das Gefühl, man hätte es noch mit Häubchen tragenden Schwestern zu tun, welche dem Herrn Doktor die Akten hinterhertragen. Tatsache ist aber, dass wir uns, gerade dank motivierter und engagierter Pflegefachpersonen, in einem Zeitalter befinden, wo die Akademisierung fortlaufend voranschreitet. Die Umsetzung der Pflegereform, Forschung bezüglich Pflegewissenschaft sowie -pädagogik, Promotion in der Pflege, Fachweiterbildungen, Advanced Practice Nursing und viele weitere Punkte, sollten eigentlich dafür stehen, dass die Pflege in der letzten Zeit mehr denn je in ihrer Geschichte Prozessverantwortung übernimmt. Denn hinter besagten Punkten stehen engagierte und zukunftsorientierte Pflegefachpersonen. Auf Augenhöhe sollte der Beruf also schon längst sein, oder etwa nicht?

Work-Life-Balance in der Pflege

Verständlich sind solche Aufrufe, welche die Pflege auffordern weiter Richtung Zukunft zu sehen und einen Wandel der Profession voranzubringen, selbstverständlich. Und natürlich scheint dieser Weg, aus einer vernünftigen Perspektive heraus, der einzig anzustrebende. Die Gefahr mag nur möglicherweise darin bestehen, dass eben genau die innovativen, mutigen, nach vorne blickenden Pflegefachpersonen irgendwann einmal besagte Worte nicht mehr ernst nehmen. Wie gesagt, Illustrationen bezüglich Zukunftsvisionen des Berufszweiges scheinen sich in einer gewissen Form alle paar Jahre zu wiederholen. Und was nun Im Jahr 2022 als innovativer Wandel bezeichnet wird, ist letztlich nichts anderes als schon vor zwei Jahren angekündigt wurde. Wenn nun aber die größte Berufsgruppe des Gesundheitswesens immer wieder mit wohlwollenden Worten beschwichtigt wird, letztlich Theorie und Praxis aber nicht einmal ansatzweise übereinkommen, darf man es dann Pflegenden übel nehmen, wenn sie irgendwann keine Lust mehr auf schlaue Worte haben, welche ihnen vermitteln sollen, was für eine hohe Verantwortung sie tragen und wie hoch angesehen ihre berufliche Laufbahn einmal sein wird? Ist es nicht verständlich, dass auch die engagierteste Pflegefachfrau und der engagierteste Pflegefachmann, in Anbetracht von falschen Versprechungen in Bezug auf Personalschlüssel, Gehalt und autonomen Handeln, irgendwann lieber Zeit für Freizeit und Familie aufbringt, anstatt noch mehr Überstunden zu leisten und dann noch Energie für einen Wandel der Profession durch Kreativität aufzubringen? Vielleicht wäre es an der Zeit, dass beispielsweise die Politik einmal etwas kreativ wird, denn irgendwann hat auch die motivierteste Pflegefachperson genug. Work-Life-Balance ist ein beliebtes Schlagwort unserer Zeit, welches nicht von ungefähr kommt. Denn zufriedene Mitarbeiter, welche einen gesunden Ausgleich zu ihrem Beruf haben, leisten bessere Arbeit. Work-Life-Balance in der Pflege ­– vielleicht wäre dies einmal eine interessante Zukunftsaussicht. Denn aktuell finden viele Pflegende diese in nur einem traurigen Ausweg: der Flucht aus der Pflege. So lauten nämlich ebenso zahlreiche Artikelüberschriften, welche das neue Jahr und die darauffolgenden prognostizieren.

*Nicole Molzen et al.: https://link.springer.com/article/10.1007/s41906-021-1184-6(Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet)

Sarah Micucci Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Textredakteurin für Pflegefachliteratur

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sarah Micucci

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